Merkwürdig ist die Zeit

© 2019 Friedrich Haugg

Im Kambrium gibt es baumgroße Farne und Trilobyten. Später im Jura, glaube ich, hatten sich die Dinosaurier zu einer weltherrschenden Spezies entwickelt. Schöne Bilder gibt es davon, mein Lieblingsbuch als Kind war 'Die Welt, in der wir leben' (sollten Sie sich unbedingt antiquarisch bestellen. Das Buch ist der Hammer). Oder Jurassic Park. Wahnsinn, was man alles mit software machen kann.

Wieso glauben wir zu wissen, wie es damals aussah? Nun, wir haben eine Menge Vorstellungskraft im Gehirn. Ein paar Eckpunkte, Fossilien meist in diesem Falle, und wir können den Rest dazuzaubern für einen kompletten Film. Und können eigentlich relativ sicher sein, dass es so verkehrt nicht ist.

Moment. Irgendwie passt da etwas nicht. Zu diesen Zeiten gab es Sie persönlich noch nicht. Mich auch nicht. Gar keinen Menschen. Und vermutlich auch gar kein Gehirn, dass sich diese Gedanken und Vorstellungen machen könnte. Upps.

Vergangenheit löschen
Erinnerung und Dokumente löschen, dann noch real? klar. ist doch logisch.
Zeitumkehr erleben nur als zuschauer, sonst Widerspruch zur Kausalität.
Lichtstrahl Stillstand
Dopplereffekt, welcher Standpunkt istreal?

Zeit hängt immer von einer Bewegung ab.s = v x t. Die Geschwindigkeit, dieser rätselhafte Begriff (siehe bei Relativitätstheorie) verbindet Raum und Zeit. Ist sie Null, dann 'läuft' auch keine Zeit ab (jede Uhr lebt nur von Bewegung).

Wir sehen Bewegung und damit auch die ablaufende Zeit. Aber sehen wir wirklich jede Bewegung? Nehmen Sie einmal eine Sonnenuhr.

Wir sehen keine Bewegung. Wenn wir nach einigen Minuten hinschauen, ist der Zeiger weitergewandert. Also hat er sich wohl bewegt. Interessant ist für uns die Frage, ab welcher Geschwindigkeit wir die Bewegung wirklich sehen. In der unteren, kleinen Simulation können Sie verschiedene Geschwindigkeiten wählen. Bei der mittleren Geschwindigkeit sieht unser Auge Einzelbilder. Bemerkenswert sind die beiden anderen Einstellungen.

Langsam.

Mittel.

Schnell.

Bein mehr als 25 Bilder pro Sekunde sehen wir keine Einzelbilder mehr, sondern eine fließende Bewegung des Objekts. Obwohl es hier ganz sicher Einzelbilder sind, die angezeigt werden. Wir können nicht mehr unterscheiden, ob es sich um einzelne Objekte handelt oder um ein einziges Objekt, das sich fortbewegt. Ob wir einen wirklichen, rollenden Ball sehen oder eine Abfolge von einzelnen Bällen an immer etwas anderer Stelle, können wir grundsätzlich nicht erkennen.

Wenn unser Gehirn diese Eigenschaft nicht hätte, gäbe es keine Filme und keine bewegten Fernsehbilder.

Aber noch viel erstaunlicher ist die Langsamkeit. Wie erwähnt, sehen wir bei der Sonnenuhr keine Bewegung, obwohl sie sich offensichtlich bewegt. Diese weitere Eigenart unserer Wahrnehmung ließ sich aber einfach nicht simulieren. Wenn Sie 'langsam' gewählt haben, werden Sie die unausweichlichen Sprünge sehen. Das liegt daran, dass der Bildschirm aus Pixeln besteht, die eine - wenn auch kleine - bestimmte Größe haben. Damit kann jede Weiterbewegung nur in diesen Sprüngen geschehen. Sie kann nicht kontinuierlich dargestellt werden.

So wie bei der echten Sonnenuhr. Stellt sich sofort die Frage, ob diese Bewegung tatsächlich kontinuierlich ist oder ob die Schritte nur so klein sind, dass wir sie nicht sehen können.

Und schon sind wir bei einer grundsätzlichen Frage aus der Quantentheorie (siehe dort). Ist die Zeit ein Kontinuum oder ist sie gestückelt in ganz winzige Schritte? Und wenn sie das ist, dann.... Das würde hier zu weit führen. Man hat das Problem bis heute nicht gelöst. Die Konsequenzen kann man sich noch nicht einmal ausmalen. Probieren Sie es mit der Simulation unter diesen Gesichtspunkten und beginnen Sie ein wenig zu staunen (die beiden Protagonisten in meinem Buch 'Zehn gute Jahre' haben gestaunt).